Nordic Ice Skating im Skigebiet

Das Pilotprojekt „Alpine Ice“ schickt Touristen auf einem drei Meter breiten Eislaufweg durchs Skigebiet. 2020 werden erstmals Gäste der Gasteiner Bergbahnen mit Schlittschuhen unterwegs sein. Die neue Wintersportidee ist sprichwörtlich bahnbrechend: Neue Sportarten entstehen. Im Interview spricht Martin Schobert von Alpine Ice über die Voraussetzungen, den Trend „Nordic Ice Skating“ und warum Eislaufen sogar bei Plusgraden möglich wäre.

Eislaufen am Berg: Trend oder Spinnerei?
Schobert:
Fehlt der Schnee sind immer öfter Alternativen gefragt. Das Projekt Alpine Ice ist eine Antwort auf den Ruf nach neuen Konzepten für den Wintertourismus. Eislaufen ist in Europa die beliebteste Wintersportart, noch vor dem Skifahren. Deshalb haben wir ein Produkt entwickelt, das die bestehenden Ressourcen in den Skigebieten nützt und die Sehnsucht nach dem Bergerlebnis und Eislaufen verbindet.

Was darf man sich darunter konkret vorstellen?
Schobert:
Wir haben ein fixfertiges Erlebniskonzept für das Eislaufen am Berg entwickelt.Wanderwege werden zu Eislaufbahnen für Schlittschuhläufer. Neue Sportarten, wie das in Skandinavien, den USA und Kanada populären „Nordic Ice Skating“, das dem Langlauf ähnelt, wird neue Zielgruppen in die Berge locken. Und am Eislaufplatz in luftiger Höhe dreht man seine Runden oder verbringt die Zeit mit Eisstockschießen. Die Innovation ist ein schneeunabhängiges Erlebnisprodukt, das auch in niederen alpinen Lagen funktioniert.

Wie kamen Sie auf die Idee?
Schobert:
Die entstand vor drei Jahren in einem schneearmen Winter. Wir suchten eine Ergänzung zum Skifahren – auf Augenhöhe mit den Berggipfeln. Eislaufen boomt in den Städten und zählt zu den beliebtesten Wintersportarten im urbanen Raum. Deshalb wollen wir die Wintersportart als alpine Inszenierung mit Panorama-Blick auf die Berge bringen. Gemeinsam mit Renate Bauer von „14.40 Innovationsgestaltung“ entwickelten wir ein Erlebnis-Produkt, das fix fertig umgesetzt werden kann.

Welche Voraussetzungen braucht ein Gebiet, um Eislaufen am Berg anzubieten?
Schobert:
Alpine Ice liefert von der Machbarkeitsstudie, den Verleihstationen mit Depots, Wärmehütten, Gastronomie im Pop-up-Style und WLAN-Entertainment bis zu Kursprogrammen alle Services für Bergbahnen. Für den Bau der Eislaufplätze, Eisbahnen und Eiswege arbeiten wir mit der Firma AST aus Reutte zusammen. AST ist der Weltmarktführer für Kunsteisbahnen.

Wie hoch sind die Investitionskosten für das Projekt?
Schobert:
Die sind abhängig von Lage und Länge der Strecke. Ab ca. 800.000 Euro ist das komplette Produkt zu haben. Bei 100 Betriebstagen und 400 Gästen täglich hat sich aber vor allem durch den Verleih von Eislauf-Sportartikeln, Eisstöcken und dem Verkauf der Lifttickets die Investition in längstens drei Jahren amortisiert. Der Energieverbrauch ist viel geringer als die Beschneiung eines Schischulhanges. Zur Eisproduktion und -pflege braucht es wenig Wasser. Mit Hilfe energiesparender Kältepumpen-Technik werden die Eislaufflächen als 10 cm dickes Eis auf Kautschukbändern aufgebracht. Das Kühlmittel basiert auf einer natürlichen Solelösung. Es ist ein nachhaltiges Sporterlebnis.

Wie lange braucht es, bis Eislaufen am Berg in einem Gebiet umgesetzt wird?
Schobert:
Ist ein geeignetes Areal nahe der Bergstation gefunden und sind die Umweltverträglichkeitsprüfung, die technischen und organisatorischen Machbarkeitsstudien absolviert, dann kann das Projekt innerhalb von wenigen Tagen umgesetzt werden.

Wie sieht die Zukunft aus?
Schobert:
Es gibt bereits Gespräche mit weiteren Skigebieten in Tirol, der Schweiz und es liegen auch schon Pläne vor, um Alpine Ice in den Dünen der Ostsee umzusetzen. Ich bin zuversichtlich, dass wir bald erste Touristen mit Schlittschuhen in den Bergen begrüßen dürfen. Die Wintersport-Innovation am Berg wird in St.Gallen am Sporttourismus Forum vorgestellt, dann sehen wir weiter.