So ticken die Fans von morgen

Interview mit Charles Bahr,  Gründer von Tubeconnect Media

Dank digitaler Medien haben Minderjährige mehr Einfluss denn je. Wenn sie in ihren Videos oder Posts etwas empfehlen, wirkt das authentisch. Und Authentizität gilt als Währung in der Werbung. Wie die junge Zielgruppe tickt, welche Social Media Kanäle sie 2019 nutzt und worauf Unternehmen achten müssen, darüber spricht Deutschlands jüngster Unternehmer Charles Bahr im Interview.

Wie würden Sie die Generation Z beschreiben? Wie tickt sie, was unterscheidet sie zur Vorgeneration?

Charles Bahr: Ich bin fest davon überzeugt, dass sich Qualität und Talent in der Generation Z, am Ende durchsetzen. Die Gen Z konsumiert nicht nur Inhalte und interagiert, sondern möchte massiv mitgestalten und selbst eigene Inhalte kreieren. Sie ist die Erste, die eigenständig die Medienlandschaft mitgestalten kann - und das mit dem Smartphone als alltägliches Tool. Dennoch würde ich sie nicht unbedingt als weltoffener oder kreativer als vorherige Generationen beschreiben, sie ist viel eher erstklassig in der Lage, mit den neuen Medien umzugehen, die Vertretern älterer Generationen vielleicht aktuell noch Angst machen.

Der Medienkonsum der Jugendlichen ändert sich nahezu gleich schnell, wie neue Medien am Markt auftauchen. Welche sind es 2019, die die Jugendlichen nutzen? Was ist „State of the Art“ der Generation Z?

Charles Bahr: Ein Beispiel dazu. Für mich gibt es ein Symbolbild im Bezug auf das Nutzungsverhalten der Gen Z: Wir haben die Autobahn, das sind die Nutzungsgewohnheiten und die grundlegenden Bedürfnisse von Jugendlichen. Das ist die eigene Filterblase, das Bedürfnis nach Selbstverwirklichung und die Content-Kreation.
Dann haben wir die Autos, das sind die einzelnen sozialen Netzwerke. Klar, ein Auto fährt mal schneller als ein anderes, eines kommt vielleicht schneller aus der Mode und ein wieder anderes Medium hält sich sehr lange. Am Ende sind es aber die Menschen, die die Autos bauen, die sie fahren, die dafür sorgen, wie erfolgreich und wie „schnell“ sie sind.

Ich finde es daher immer schwierig, einzelne Netzwerke aufzuzählen - aber relevant sind aktuell besonders in der ganz jungen Generation Tik Tok & Snapchat. Zwei Netzwerke, mit denen sich der ein oder andere Marketeer vielleicht noch gar nicht auseinander gesetzt hat. 

Was ist Ihrer Erfahrung nach das Problem im Umgang mit Influencer Marketing?

Charles Bahr: Es gibt kein „Gütesiegel“, keinen einheitlichen Qualitätsstandard für Influencer Marketing. Jede Agentur kann einfach sagen, dass sie Influencer Marketing anbietet. Und das ist unabhängig davon, ob sie es whitelabeled, vielleicht erst drei Kampagnen in dem Bereich umgesetzt hat oder gar den Social Media Praktikanten geeignete Künstler recherchieren lässt.

Für Kunden ist das in den meisten Fällen wenig transparent. Es werden immense Summen für Creator bezahlt, von denen oft nur ein Bruchteil tatsächlich an den Künstler gehen und das allermeiste geht an Agenturen, die sich alle samt Provision abziehen. Dadurch entstehen weitere Schleifen in der Kommunikation und ein „Stille Post“-Effekt, der eigentlich gar nicht notwendig ist, wenn die Lead-Agentur für Influencer Marketing sich direkt mit dem Künstler oder seinem Management zusammensetzt, was bei uns in den allermeisten Cases der Fall ist.

Welche Inhalte interessieren Teenager 2019?

Charles Bahr: Alles, was Action, Abenteuer & Interaktion beinhaltet. Es muss einen kreativen und informativen Mehrwert bieten, damit es für Jugendliche relevant ist. Es muss eine Story erzählen. Jede Marke, die noch nicht jeden Tag coole Geschichten auf Social Media erzählt, die in erster Linie gar nichts mit der eigenen Marke zutun haben muss, lässt Potential auf dem Tisch liegen.

Was raten Sie Unternehmen, die die junge Zielgruppe verstehen wollen?

Charles Bahr: Wer Teenager 2019 verstehen möchte, muss sich aktiv mit ihnen zusammensetzen. Das soll kein Aufruf sein uns zu buchen, sondern viel eher, sich vielleicht einen Praktikanten dazu zu holen oder eine interne Fokusgruppe zu Teenager Marketing zu starten. Denn nur so kann man ungefilterte Meinungen einsammeln, verarbeiten und in die eigene Kommunikationsstrategie sinnvoll mit integrieren.

Was ist ein absolutes „no go“ bei der Generation Z?

Charles Bahr: Werbung. Es klingt absurd, aber ist absolut wahr. Alles, was auch nur annähernd nach offensichtlicher Werbung oder Reklame aussieht, wird eiskalt ignoriert - egal, welche Geschichte es erzählt. Sie müssen eine Geschichte erzählen, die auf den Werten der Marke beruht und erst danach den Connection Point zum Slogan oder der Message schlägt.

Wie sieht interessante Werbung aus und wie sollten Marken das für sich nutzen?

Charles Bahr: Interessante Werbung ist die, die nicht nach ihr aussieht. Ein spannender, inspirierender oder unfassbarer Clip kann dabei genauso gut funktionieren wir der Content eines Influencers, der vielleicht nicht primär auf den höchsten Qualitätsstandards basiert, aber einfach glaubwürdig und authentisch die Zielgruppe anspricht.
Es gibt allerdings nur wenige Marken, die es heutzutage schaffen, wirklich bei Teenagern anzukommen. Dazu zählen besonders in der Fashion-Branche Supreme und Levi’s (der Hype mit dem weißen Shirt und dem schlichten, roten Logo).

Kurz zur Person. Die ersten Schritte als Unternehmer

„Die Idee zu tubeconnect kam mir 2016, als ich das erste Mal bewusst als Konsument mit Social Media in Verbindung kam. Damals hatten sich die ersten Multi-Channel-Networks gegründet, allen voran Mediakraft Networks, die mir trotz meiner jungen Jahre einen guten Einblick in die Professionalisierung der Influencer-Branche gebracht hatten. Dennoch hatte ich festgestellt, dass es in diesem Bereich noch keinen Studiengang gab und somit viele Personen, die dort tätig sind, durch ein Praktikum oder wenig Berufserfahrung zu einem YouTube-Netzwerk gekommen sind - ganz naiv dachte ich: Das kann ich ja auch.

Durch ein erstes Team aus ein paar Freunden und ein Schulpraktikum bei einer anderen Influencer-Agentur aus Hamburg erhielt ich so weitere Einblicke und Know-How aus der Branche und habe ab da angefangen, meine eigene Agentur langfristig aufzubauen. Wir wachsen immer weiter und werden uns nun in 2019 strategisch noch massiv weiterentwickeln.“