"Gemeinsame Monetarisierungs-Konzepte sind nötig"

Interview mit Axel Klingel, Managing Director task communication

SPORT & MARKE 2016

Die Digitalisierung des Sporterlebnisses ist in aller Munde, dennoch hat man das Gefühl, der „Shift“ ist bei uns noch nicht wirklich angekommen. Wo liegt Europa im Vergleich zu Amerika?
Axel Klingel: "Der strukturelle Unterschied zwischen Stadien und Hallen in den USA und in Europa begründet sich insbesondere mit der infrastrukturellen Ausstattung. Kaum eines der Venues in den 3 Top-Ligen NBA, NFL und NHL, sowie der überwiegende Teil der weiteren überwiegend für Konzerte genutzten Multifunktionshallen in den Vereinigten Staaten, verfügen zumindest über ein flächendeckendes WLAN. Die damit zur Verfügung stehenden Hotspots werden in den überwiegenden Fällen mit einer Venue-bezogenen App und/oder entsprechenden Angeboten der dort spielenden Teams ergänzt. 

Zudem existieren oft ergänzende Angebote von Sponsoren, Partnern und Dienstleistern die über die Netze der Hallen und Stadien den Nutzer mit Zusatzdiensten wie Information zum öffentlichen Nahverkehr, Angeboten nach Ende der Veranstaltung und Tickets für kommende Veranstaltungen versorgen. Da die Nutzung von Smartphones auch in Europa weiter wachsen wird, kann von einer weiter steigenden Anforderungen der Stadionbesucher an Konnektivität ausgegangen werden." 

Es gibt viele Möglichkeiten digitale Features während eines Events zu integrieren. Was ist Ihrer Meinung nach der stärkste Trend, was hat das Potential zum "Business Case" zu werden?
Axel Klingel: "Der Schwerpunkt von Stadionapplikationen liegt hierzulande tatsächlich noch in der Übermittlung von Informationen zu Spielständen, Team-News und stadionspezifischen Dienstleistungen, sowie der Nutzung als Schnittstelle zu sozialen Netzwerken der Besucher. Ein bereits jetzt wachsender Bereich ist die Integration von Event-bezogener Werbung in den Anwendungen. Mehr als 50% der App-Nutzer des Super Bowls 2016 haben sich während des Stadionbesuchs die Werbespots nach Ausstrahlung im TV auf Ihre Endgeräte gestreamt.  Zukünftig, und das zeigt zumindest die Entwicklung in den USA, aber auch erste Erfahrungen aus Großbritannien, werden verstärkt auch Absatzfunktionen über die mobilen digitale Systeme in und im Umfeld der Venues hinzukommen. So wurde während des Super Bowls 2016 eine um mehr als 60% höhere Nutzung von Cateringangeboten über die Levi's Stadium App festgestellt. 

Einen Business Case stellt das vor dem Hintergrund der teils enormem Investitionen insbesondere bei der Nachrüstung existierender Arenen noch nicht dar. Erst wenn Betreiber, Nutzer und Partner der Venues gemeinsame Konzepte für die Monetarisierung entwickeln und umsetzen, werden entsprechende Rückflüsse zu erwirtschaften sein  - hierbei sind vor allem Merchandising, Ticketing und Cateringangebote, sowie Affiliate-Programme mit Sponsoren und Handelspartnern zu nennen. 

Haben Sie bereits Kenntnisse über das Nutzungsverhalten digitaler Zusatzangebote?/ Welche Investitionen machen sich bezahlbar? 
Axel Klingel: "Aufgrund der derzeit noch schwachen WLAN-Infrastruktur zumindest in mitteleuropäischen Stadien und Arenen, kann zwar von einem wachsendes Interesse an Zusatzangeboten gesprochen werden, es kann aber noch keine Ableitung hinsichtlich der Rückflüsse getätigter Investitionen getroffen werden. Eines ist jedoch offensichtlich, die Betreiber von Stadien und Arenen, ob privat oder kommunal bewirtschaftet, sind mit stetig wachsenden Anforderungen seitens der Nutzer, also Vereinen, Veranstaltern oder Sponsoren, von Caterern und von Besuchern konfrontiert. Allein durch den Einsatz von Mobile Payment über das Smartphone werden Produktivitätszuwächse erwartet die den Betrieb eines Stadions wirtschaftlicher machen.  

Darüber hinaus ist davon auszugehen, dass zukünftig auch stärker Sicherheitsaspekte eine Rolle spielen. So kann bereits heute das Bewegungsverhalten von Besuchern in Stadien und Arenen über die sich im System registrierten Endgeräte beobachtet und analysiert werden. Zukünftig werden insbesondere bei Großveranstaltungen und im Zusammenspiel mit Mobile Ticketing personenbezogene Daten erhoben die eine Personalisierung der Tickets und damit damit eine einfachere Identifikation des Besuchers ermöglichen."
Vielen Dank für das Interview!